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Archäologische Grabung 2016

11. September 2016

Vom 19. bis 24. August 2016 fand die Fortsetzung der 2015 begonnen archäologischen Grabung im Burghof statt. Auch etliche interessierte Besucher nutzten das Angebot des „Tag der offenen Grabung“ am Samstag dem 20. August um den Archäologen und freiwilligen Helfern des Vereins bei den Arbeiten über die Schulter zu sehen.

Impressionen vom "Tag der offenen Grabung" 2016

Impressionen vom "Tag der offenen Grabung" 2016

Auf der Suche...

Ziel der einwöchigen archäologischen Maßnahme war es, neue Erkenntnisse über ein bereits vermutetes Gebäude in der östlichen, hochmittelalterlichen Kernburg zu erlangen. Nachdem bei der Grabung im Vorjahr keine Rückschlüsse über die Beschaffenheit des einstigen Burghofs gefunden werden konnten, stand auch die Lösung dieses Rätsel weiter auf dem Plan.

Mauer mit einem sogenannten "Ziegeldurchschuss"

Mauer mit einem sogenannten "Ziegeldurchschuss" (unten)

Zwei Mauern und ihre Rätsel...

Das unerwartete Resultat nach sechs tagen Arbeit waren zwei dicht voreinander stehende Mauern – und viele neue Fragen. Bei der dem Burghof zugewandten Mauer dürfte es sich um eine vermutlich im Spätmittelalter entstandene, etwa 0,5 m starke Mauer mit einem bemerkenswerten Detail handeln. Im unteren Bereich über dem Fundament befindet sich ein sogenannter Ziegeldurchschuss – zwei Lagen aus Ziegel in „gotischem Verband“ – trennen das Bruchsteinmauerwerk darunter und darüber. Etwa einen Meter hinter dieser Mauer ragen die Reste einer vermutlich älteren, etwa 1,0 m starken Mauer empor. Die Beschaffenaheit des Mörtels ähnelt stark dem Mauerwerk der romanischen Rundturmruine. Die innere Mauerfläche trägt dabei – ähnlich der Rundturmruine – eine markante Brandrötung und Rußspuren an der Gebäudeinnenseite.

Fragment einer gotischen Fenster- oder Portallaibung

Fragment einer gotischen Fenster- oder Portallaibung

Die gotischen Fenster...

Im darüber befindlichen Schutt konnte dabei eine bemerkenswerte Anzahl von Werksteinen aus Sandstein geborgen werden. Neben schlicht gefassten Fenster- oder Türgewänden befanden sich eine ganze Reihe von Fragmenten aufwendig gearbeiteter, gotischer Fenster- oder Portallaibungen.

Ob es sich hier um den Boden des einstigen Burghofs handelt?

Ob es sich hier um den Boden des einstigen Burghofs handelt?

Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass einige dieser Steine offenbar sekundär in späteren Bautätigkeiten wiederverwendet wurden. Die gotischen Zierelemente wurden dabei Teils willentlich mit dem Meißel abgeschlagen.

Als Spolie wiederverwendete gotische Fensterlaibung?

Als Spolie wiederverwendete gotische Fensterlaibung?

Was wurde aus dem Burghof?

Über dem vermutlichen Fundament, der dem Burghof zugewandten Mauer, fanden sich neben offenbar beim Abriss aufgestapelten Werksteinen auch Hinweise auf eine mögliche Planierschicht. Bei dieser Planierung könnte es sich unter Umständen um einen Rest des ursprünglichen Begehungsniveaus im Burghof handeln. Warum der Boden in den bisher untersuchten Bereichen des Burghof bis auf den anstehenden Felsen abgegraben wurde, stellt Archäologen und Helfer noch vor ein Rätsel.

Es geht weiter!

Was uns diese komplexe Befundsituation noch alles verraten wird, soll im kommenden Jahr bei einer Fortsetzung der Maßnahme herausgefunden werden.

Wir bedanken uns herzlich bei allen freiwilligen Helfern und Spendern, die diese Maßnahme ermöglicht haben!

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Kategorien: Archäologie, Verein Tags:
Letzte Änderung am 1. November 2016